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Inhalt

 

Philosophie. 1

Kommentare. 4

Organisation.. 5

Ernährung.. 6

Aktivitäten.. 6

Veröffentlichung.. 6

 

 

Philosophie

 

Die Verschiedenheit der Menschen ist ihr Reichtum. Nicht alle Menschen sind gleich, sondern alle Menschen sind gleich wertvoll. Nicht das Gleichmachen der Menschen ist ihre Bestimmung, sondern die Entwicklung ihrer grösstmöglichen Verschiedenheit:

Milliarden von sich unterscheidenden Individuen sind die Bedingung der Möglichkeit, menschenwürdige Verhältnisse zu realisieren.

Nicht gleich, sondern verschieden sein  heisst: »ich bin interessiert an Dir als verschiedene/r«

Menschen mit diesem Bewusstsein gibt es auf der ganzen Welt.

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Menschen werden erst Menschen sein, wenn sie in der Lage sind, ihr Zusammenleben ohne Ausübung von Macht zu gestalten.

Solange Machtstrukturen unter Menschen gelten, haben Wenige fast alle Schätze der Erde – die Meisten fast nichts.

Die Wenigen benützen ihre Macht, bis ins Unendliche mehr zu bekommen – die Meisten halten ihre Ohnmacht für ein Naturgesetz.

Der Missbrauch der Macht – gewaltsame Aufrechterhaltung des menschenunwürdigen Zustands unter dem Mantel der Legalität – findet sein Spiegelbild im Missbrauch der Ohnmacht: gewaltsame Angriffe gegen den ungerechten Zustand unter dem Mantel von Religion oder Ideologie, beides ist gleichermassen nicht zu rechtfertigen. Beides bedingt sich gegenseitig, beides spielt sich gegenseitig die Bälle zu, beides liefert sich gegenseitig Vorwände. Beides wächst proportional: so arbeitet die Zivilisation an ihrem Untergang

Unter Tieren gilt das Recht des Stärkeren − unter Menschen äussert sich das als Macht: Nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern die Pflicht des Stärkeren.

Noch aber benützen Menschen die von und für Menschen geschaffenen Mittel der Wissenschaft und Technik, das tierische »Recht« des Stärkeren zu zementieren. Dabei schaffen sie Grenzen ab, die selbst unter Tieren noch gelten: nur so viel Vorräte anzuhäufen, wie man braucht.

Erste Bedingung für eine menschenwürdige Gesellschaft ist eine machtfreie Verständigung. Diese funktioniert nur, wenn niemand andere beherrschen oder ihnen seine Weltanschauung aufzwingen will.

Zweite Bedingung für eine Gesellschaft nach diesen Kriterien ist eine profitlose Produktion. Diese funktioniert nur, wenn niemand mehr haben will als er braucht, und wenn kein Mensch von der Arbeit anderer Menschen leben will.

Solange Machtstrukturen und Profitdenken die Gesellschaften dieser Welt bestimmen, wird das herrschende Chaos kein Ende nehmen. Sie sind verantwortlich für Kriege, Elend und Verzweiflung. Es gibt keine Rechtfertigung für Macht und Profit.

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Tiere brauchen Führer. Menschen brauchen keine Führer – insoweit sie immer noch welchen hinterherlaufen, zeigt wie wenig weit sie sich erst vom Tiersein entfernt haben.

Die Caravan ist die Möglichkeit ohne Führer über einen langen Zeitraum zusammenzuleben und sich auszutauschen, Ergebnisse zu produzieren. Insofern modellhaft für die Welt.

Die Caravan ist so angelegt, dass sie mit Führer nicht funktionieren würde.

Die daran teilnehmenden Menschen haben sich verabredet, dass sie entweder etwas finden, was es so zwischen Menschen noch nicht gegeben hatte, dem Höchsten, nach dem man greifen könnte: das Ende der Herrschaft von Menschen über Menschen − oder scheitern.

Der Gedanke: »Der einzelne ist die Gruppe« wird erweitert auf: »der einzelne ist alle«. Die Struktur der Gruppe als Modell der Struktur für alle Menschen.

Es ist nicht die Frage, ob man die gleiche Einstellung, Haltung hat oder nicht, sondern ob man sich darüber verständigt.

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Die Menschen müssen ihre Geschichte selbst in die Hand nehmen: Die Caravan ist ein Schritt dazu.

Sie ermöglicht die Organisation der Kommunikation, bestimmt aber nicht deren Inhalte. Sie stellt die Fragen, aber gibt keine Antworten vor. Sie ist die Bedingung der Möglichkeit – sie kann der Beginn ihrer Verwirklichung sein.

Jeder bestimmt sein Handeln selbst – und ist verantwortlich für alle.

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Die Caravan ist ein Think tank der Utopie. Es geht um die materiellen Voraussetzungen einer utopischen Gesellschaft. (Utopisch, weil ihr »Ort« in der bestehenden nicht zu finden ist.)

Von einem oder mehreren ausgedachte Utopie ist notwendigerweise totalitär, weil eine Idee sich über die Ideen anderer hinwegsetzt.

Utopie kann nur von allen Menschen gemeinsam realisiert werden – dazu bedarf es der Definition der für diese Realisierung notwendigen materiellen Voraussetzungen.

Im Kleinen soll bewiesen werden, dass es im Grossen geht.

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Oberstes Produktionsprinzip: jedes Ding, das hergestellt wird, muss so lange wie irgend möglich nach höchstem Stand von Wissenschaft und Technik halten.

Wenn die Menschen sich ihre Produkte gegenseitig schenkten, alles andere so bliebe wie jetzt, kämen alle auf ihre Kosten – bis auf Banker, Aktionäre und Börsianer.

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Die Künstler sind Animateure und Mediatoren der Phantasie.

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Wenn die Teilnehmer der Caravan über existentielle Dinge des (Über)Lebens nachdenken, müssen sie selbst in einer existentiellen Situation leben. Sie erleben sie als Beispiel, sie selbst sind mit dem Nötigsten abgesichert, aber sie lernen auf diese Weise die Bedingungen kennen, unter denen die Mehrheit der Menschen jeden Tag ums Überleben kämpfen muss. Die Frage der wahren Bedürfnisse lässt sich nur unter solchen  Lebensbedingungen eruieren. Auch deshalb erfahren sie die Bedingungen des Lebens in der Wüste, weil sie dort die Bedeutung von Trinkwasser am tiefsten erfahren.

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Die Caravan ist der Rückbau des Turms von Babel.

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Zinsen sind die Krebsgeschwüre des Geldes: Geld arbeitet nicht, kann nicht arbeiten.

Aktien sind die Krebsgeschwüre der Gesellschaft, Börsen sind die Krebsgeschwüre der Zivilisation-.

Wenn niemand profitieren will, muss auch niemand unterdrückt werden.

Profitdenken zerstört das menschliche Zusammenleben. Es gehört nicht zur Natur des Menschen, wie vor allem die Profiteure suggerieren. Deswegen gibt es Süchte: damit Milliarden Menschen mitspielen und die Profiteure Milliarden Währungseinheiten gewinnen.

Die Milliarden Überschüsse der Leute, die sie verdienen, ohne etwas dafür zu tun, sind Diebesgut, das zurückerstattet werden muss.

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Werbung ist entmündigender Psychoterror, der die Selbstbestimmung der Menschen einschneidend beschränkt.

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Als ob die einzige Alternative zur Profitwirtschaft die Planwirtschaft sei und nicht die Selbstorganisation. Räte wie bei Hannah Arendt beschrieben wären heute mit Hilfe des Internets möglicher denn je.

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Die Diktatur des Profits funktioniert bis in den persönlichsten Bereich: man trifft sich nur, wenn man irgendwas voneinander will, man braucht einen Topf, man braucht man Informationen, man braucht Hilfe – sonst lebt man nebeneinander und hört nichts voneinander.

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Das erste Ziel der Karawane ist es, die Regierungen aller Länder der Welt dazu zu bewegen ein einjähriges Interregnum des Trinkwassers einzuführen

Kommentare

 

Seine Excellenz Ahmed Gaafar Abdelkarim, Botschafter der Republik Sudan am 23-1-2002 im Goethe-Institut, Berlin:

 

Ich danke Ihnen vielmals für diese Initiative.

Ich bin sicher, Sie tun etwas, das Geschichte machen wird und an das sich spätere Generationen erinnern werden.

Der Sudan ist seit mehreren tausend Jahren ein Ort kultureller Arbeit und interkulturellen Austausches. Ich denke, Ihre Arbeit ist nichts Geringeres als das: Sie ist Teil davon.

 

Organisation

 

Das Auswahlprinzip der Caravan ist das Los. Es gibt eine Vorauswahl nach groben Kriterien, so dass keine Rassisten, Spione oder Vergewaltiger teilnehmen können, den Rest entscheidet das Los.

Ziel der Caravan ist, dass die Initiatoren überflüssig werden, keine Führung, keine Macht: Verselbständigung der Philosophie und ihrer Realisierung.

Aufgabe der Organisatoren ist, dass sie nur die Organisation der Kommunikation aufbauen – sobald diese steht, die Teilnehmer alles weitere selbst bestimmen: Angefangen vom Essen, das quer durch die Welt wechselnd von Zusammenschlüssen von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen für alle gemacht wird,

über den künstlerischen Austausch – Chaträume z.B. –

bis hin zu demokratischen Formen: wenn jemand vorschlägt, dass man irgendetwas anders machen sollte, kann er das zur Diskussion stellen und alle können antworten.

Das Gegenteil von Führung. Es gibt keine Vorgaben. Es darf keine geben.

Es gibt eine Haltung.

Der initiative Organisationsapparat ist so aufgebaut, dass er sich selbst überflüssig macht; ein Konzept der Selbstauflösung der initiativen Strukturen, des Übergangs zu kollektiven: »All together«, und zwar 100%.

Nur wenn diese neue Zusammenlebensformen gefunden wurden und sich verselbständigt haben, wird sich das über die Caravan hinaus fortsetzen und erweitern.

Wenn einige Menschen aus aller Welt es schaffen, sich machtfrei zu organisieren, schaffen es auch alle anderen.

 

Ernährung

 

Zentraler Punkt der Kommunikation ist das Essen, seine Zubereitung, sein Geniessen, sein kommunizierend verdauen.

Über den food chanel teilen alle, die wollen, mit, was sie wann für wieviele Leute wielange kochen könnten; aus den Ergebnissen setzen sich die Bereiche zusammen, in denen sie kochen werden, was lange vorher grob geplant sein muss, damit die Grundstoffe alle verfügbar sind. Die Tagesgerichte sind online, so kann jeder unter allem aussuchen oder auch mit vorherplanen.

Lebensmittelchemiker müssen dabei sein

 

Aktivitäten

Vergleichsfilme wie in verschiedenen Kulturen mit bestimmten Alltagstätigkeiten umgegangen wird.

  • Zum Beispiel Tee: umrühren bei uns – umgiessen in Mali. Gegengeschnitten mit Text.
  • Gepäckaufbewahrung: in Mali den Koffer jemandem in Obhut geben – in Europa den Koffer in einen Schacht werfen, der ihn schluckt, dazu elektronische Bildanzeige.
  • essen: in Mali wird von öffentlich essenden jeder Vorbeikommende aufgefordert: »Komm und siss mit uns« – in Europa sieht man überall vor sich hinfressende Menschen.

 

Dokumentationen von bereits existierenden Modellen, in denen gleichberechtigte Strukturen.

 

Dokumentationen von Initiativen zwar inhaltlich begrenzterer, aber generell von gleicher Zielsetzung sind.

 

Die teilnehmenden Künstler entwickeln in internationalen Gruppen individuelle und kollektive Lyrik, Prosa, Theater, Tanz, Videos, Malereien und Skulpturen, wobei sie sich über ihre verschiedenen Kulturen informieren und gegenseitig beeinflussen.

 

Veröffentlichung

 

Es gibt 20 Kanäle a 10 Sendern, so dass jede Arbeitsgruppe mit neun anderen zusammen einen Sender hat.

Die Produktionen werden nach Eingangsdatum und über einen Plan, in dem alle freien Sendeplätze genannt sind, sortiert und zur Sendung freigegeben.

Man kann sich eintragen; wenn alles voll ist, muss man warten, bis ein Platz frei ist (oder automatisch bei soundso vielen in der Warteschlange ein weiterer Sender sich selbst entwickelt, vorprogrammiert) oder wird in freie Sendeplätze woanders geschoben – alles digital vorgeplant, so dass jeder, Einzelne wie interkulturelle Koproduktionen, gleiche Möglichkeiten hat, seine/ihre Produktionen auf Sendung zu bringen.

Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, wer wo wann was produziert hat, so dass jeder die Möglichkeit hat, zu entscheiden, was er sehen will.

Es gibt keine Vorauswahl, keine Prioritäten, keine Vorbestimmung.

Die Einschaltquoten werden öffentlich gemacht, so dass jeder sehen kann, was am meisten gesehen wurde.

Bei der weltweiten Ausstrahlung der Produktionen gibt es keine Reklame und keine Senderlogos im Bild. Alle Firmen, die gespendet haben, dürfen damit werben, z.B. »wir sind offizieller Sponsor der Caravan etc.« Sie werden seitens der Caravan auf der Webseite gelistet.